Das Genre Kriminalroman grenzt sich doch deutlich von anderen Genres ab. Denn mit einfach hinsetzen und losschreiben kommt man bei einem Krimi nicht sehr weit. Eine gute Vorplanung ist das Erfolgsrezept. Wenn das Grundgerüst steht, kann man loslegen! Im besten Fall überlegt sich der/die Autor:in mindestens zwei verschiedene Handlungsstränge. Meistens erlebt man die Geschichte aus der Sicht der Ermittler:innen oder bekommt Einblicke in das Handeln des Täters oder der Täterin. Außerdem macht es einen guten Krimi aus, wenn der/die Leser:in das Gefühl hat, an den Ermittlungen teilzuhaben, und mitten im Geschehen ist. Der Autor/die Autorin erzeugt Spannung, indem er/sie versteckte Hinweise offenlegt oder auf falsche Fährten lockt.
Auch einer unserer erfolgreichen Krimi-Autoren Martin Barkawitz hat mal bei null angefangen! Mittlerweile steht er mit zahlreichen Büchern im Verkauf und hat es geschafft, viele Leser:innen mit seinen Geschichten zu fesseln. Lerne jetzt den Autor kennen, über Anfänge und Erfolge bis hin zu ganz privaten Einblicken …
Wer bist du denn eigentlich?
Mein Name ist Martin Barkawitz, ich wurde vor vielen Jahren in Hamburg-Barmbek geboren und arbeite seit 1997 hauptberuflich als Autor.
Wie alt warst du, als du dein erstes Buch geschrieben hast? Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?
Ich war 35, und mein erstes Buch war ein Heft. 😉 Genauer gesagt handelte es sich um einen Krimi für die seit den Fünfzigerjahren existierende Heftromanserie G-man Jerry Cotton. Der Roman hieß Kugeln für die Country Queen und trug die Bandnummer 2098. Es gibt die Serie übrigens immer noch, inzwischen ist sie bei Nummer 3333 angekommen. Kein Wunder, schließlich kommt jede Woche ein neues Heft auf den Markt. Ich kam zu diesem Auftrag, weil ich Literaturwissenschaft studiert habe und meine Magisterarbeit über die Gruselserie Geisterjäger John Sinclair verfasste. Dadurch entstand der Kontakt zur Verlagsgruppe Lübbe. Und weil mir bewusst war, dass man sich mit Heftromanen ein regelmäßiges Einkommen verdienen kann, nutzte ich die Chance. Schließlich wollte ich nach dem Studium Geld verdienen, warum also nicht mit dem Schreiben von „Groschenheften“?
Warum hast du den Weg des Self-Publishing gewählt?
Ursprünglich bin ich ja Verlagsautor. Ich bringe nur manche Titel im Selfpublishing heraus, zum Beispiel meine Hamburg-Krimis um die Kommissarin Heike Stein. Diese Serie erschien ursprünglich in einem Verlag, der aber in Konkurs ging. Nachdem die Rechte wieder an mich zurückgefallen waren, brachte ich sie als Selfpublisher heraus. Aber die Hörbuch-Version dieser Romane hat wiederum ein Verlag produziert, nämlich SAGA Egmont. Ich würde nicht grundsätzlich entweder Verlagspublikationen oder Selfpublishing bevorzugen, es kommt immer auf das Projekt an.
Warum Krimis & Thriller? Was begeistert die daran?
Ich habe schon in allen möglichen Genres veröffentlicht: Grusel, Fantasy, Militär-Abenteuer, Western, Steam Punk – und eben auch Krimis und Thriller. Meine Krimis sind meistens traditionelle Rätselkrimis, bei denen der Leser selbst mitraten kann, wer denn nun der Täter ist. Meine Thriller sind ziemlich actionorientiert, aber eigentlich schreibe ich lieber Krimis.
Sind die Figuren rein fiktiv oder sind sie angelehnt an Personen aus deinem Leben?
Ich denke mir die Figuren aus, aber sie sollten schon nicht völlig unrealistisch sein. Das erwarten die Leser auch von mir. Insbesondere meine Kommissarin Heike Stein bekommt viel Feedback von den Fans, sie machen sich offensichtlich Gedanken über ihr weiteres Schicksal … Das ist natürlich toll bei einer rein fiktiven Figur!
Hast du Tipps für Autor:innen, die gerne selbst veröffentlichen wollen?
Allgemein: viel lesen, viel schreiben – Das übt. Und: Die automatische Rechtschreibprüfung des Textverarbeitungsprogramms nicht ausschalten!
Ansonsten würde ich immer versuchen, Geschichten zu erzählen, die einem wirklich am Herzen liegen. Wenn man nur schreibt, weil man auf den schnellen Erfolg hofft, wird man schnell die Lust verlieren.
Was tust du bei einer Schreibblockade?
Hatte ich noch nie. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich von den Honoraren meine Miete zahle. 😉
Was macht für dich ein gutes Buch aus?
Mir gefällt ein Buch, das mich gleich auf den ersten Seiten in den Bann zieht und zum Weiterlesen animiert. Ich breche Bücher ab, bei denen nach 20 – 30 Seiten immer noch nichts passiert ist. Das Leben ist zu kurz für langweilige Lektüre.
Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten?
Frühmorgens oder am frühen Abend.
Wie sieht dein perfekter Schreibtag aus?
Ich wechsle gerne mal den Standort: morgens ein paar Seiten schreiben, dann in den Zug (vor Corona-Zeiten), in der Bahn auf dem Notebook weitertippen, in einer anderen Stadt ankommen, dort im Café noch ein paar Seiten verfassen und abends irgendwann mit 4000 neuen Wörtern heimkehren.
Was war dein schönstes / erstaunlichstes / erschreckendstes Erlebnis als Autor?
Mein schönstes Erlebnis war natürlich meine erste Veröffentlichung. Und erschreckend fand ich, dass kurz nach meiner Beförderung zum Hauptautor von Mark Hellmann ebendiese Serie eingestellt wurde. Zum Glück fand ich schnell neue Aufträge, aber ein Schock war es allemal.
Was denkst du, wie die Zukunft des Self-Publishing aussieht?
Es wird eine Zweiteilung geben, die man schon heute sieht: Einerseits jene Autoren, die aus Lust am Schreiben dabei sind. Andererseits die Fraktion, die ihren Lebensunterhalt vom Schreiben bestreitet. Und bei Letzteren – zu denen auch ich mich zähle – wird es immer mehr Hybrid-Autoren geben. Warum ein Verlagsangebot ablehnen, wenn die Konditionen stimmen?
Was wünscht du dir für die Zukunft des Self-Publishing?
Ich wünsche mir, dass es immer Leute geben wird, die Spaß am Schreiben haben.
Das wünschen wir uns natürlich auch! Aber jeder fängt einmal klein an, nicht wahr? Erzähl doch mal über dein „Erstes Mal …„.
… veröffentlichen
Das war der schon erwähnte Jerry Cotton Roman Kugeln für die Country Queen.
… TOP 20
In die Top 20 der Amazon E-Books gelangte ich 2016 mit dem historischen Fantasy-Roman Die Teufelsnonne unter meinem Pseudonym Tina Berg.
… Fan-Mail
Das ist lange her, die ersten Fan-Mails habe ich gar nicht mehr – Festplattencrash irgendwann vor zwanzig Jahren.
… Buchmesse
2013 auf der Frankfurter Buchmesse. Damals habe ich mir noch einen Schlips umgebunden, das mache ich nicht mehr.
Genug über den Job geredet! Wir wollen wissen, wie Martin Barkawitz privat so drauf ist!
Wie würdest du dich beschreiben?
Ein Typ, mit dem man auskommen kann – leben und leben lassen. Ich bin gern unterwegs und treffe recht unterschiedliche Menschen, so bleibt das Leben spannend.
Wie würden deine Verwandten dich beschreiben?
„Martin lacht immer so laut.“
Wie sah dein Leben vor dem Autoren-Dasein aus?
Diverse Jobs, Arbeitslosigkeit, sinnloses Studium – Schreiben ist mein Ding. Ich bin froh, dass ich mich letztlich dafür entschieden habe.
Was liest du privat? Was ist dein Lieblingsbuch?
Aktuell lese ich gerade Dean Koontz. Ein direktes Lieblingsbuch habe ich nicht, ist immer stimmungsabhängig.
Wenn du nicht gerade schreibst, was machst du dann?
Ich bin Mitglied in einem Sportverein, wo ich mich mit Degenfechten und Krafttraining fit halte. Muss sein, wenn man eine sitzende Tätigkeit ausübt. Ansonsten verreise ich gern, vor allem auf die Nordseeinseln und in die Niederlande.
Wie hat das Schreiben dich verändert?
Ich bin selbstbewusster geworden und weiß, was ich mir zutrauen kann. Und ich habe gelernt, dass jeder neue Roman eine weitere Herausforderung ist – auch wenn ich schon über 300 geschrieben habe.
Vielen Dank, lieber Martin, für diesen kurzen Einblick in dein Leben. Wir freuen uns, wenn jemand im Schreiben seine Leidenschaft entdeckt und dadurch seine Persönlichkeit weiterentwickeln kann!
An alle jungen Autoren und Autorinnen da draußen: Traut euch, den Schritt Richtung Veröffentlichung zu gehen. Und wer weiß, vielleicht bekommst du ja die nächste Becoming-Story. 😉
Du hast Lust, deinen ersten Krimi zu schreiben? Schau doch mal bei unserem letzten Blog-Beitrag „Das erste Mal … Krimi“ vorbei. Hier gibt’s hilfreiche Tipps und Tricks, wie du deinen ersten Kriminalroman am besten aufbaust!