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Das erste Mal … Krimi

Spannend, nervenaufreibend und überraschend – ein guter Krimi reißt dich mit ins Geschehen und lässt dich das Buch kaum noch weglegen. Wie es dir gelingt, deine Leser:innen zu fesseln, erfährst du jetzt.

Was zeichnet einen guten Krimi aus?

Einen Krimi zu schreiben erfordert eine etwas andere Herangehensweise als bei anderen Genres. Man muss sich mindestens zwei Handlungsstränge überlegen, die jeweils in sich als auch miteinander Sinn ergeben:

  • Die eigentliche Romanhandlung – in der Regel die Geschichte der Ermittler:in bei der Lösung eines Kriminalfalls
  • Die Hintergrundhandlung – in der Regel die Handlung der Täter:in beim Begehen eines Verbrechens

Neben der inhaltlichen Logik sind auch noch eine Reihe anderer Aspekte wichtig:

Spannung

Eine reine Nacherzählung der Ereignisse reicht selten, um Leser:innen zu fesseln.

Figuren

Jede Figur, egal ob Ermittler:in, Täter:in oder Zeugen, sollte nachvollziehbar bzw. aus nachvollziehbaren Motiven handeln. Mal ehrlich, eine in der ganzen Geschichte unauffällige und nette Person, die sich am Ende als komplett irre/r Täter:in herausstellt, ist ziemlich unbefriedigend. Die Protagonisten müssen mit Bedacht gewählt und ihnen dementsprechende Charaktereigenschaften zugeschrieben werden.

Authentizität

Zufälle und unwahrscheinliche Ereignisse können für Spannung sorgen, sollten aber wohlüberlegt eingesetzt werden. Man sollte sich immer fragen: Wie viel Realismus braucht man für ein glaubhaftes Setting und welche Verbiegungen darf man sich im Sinne der Spannung erlauben?

Du siehst also schon, ein guter Kriminalroman erfordert Vorplanung.

Deswegen bekommst du jetzt ein paar Tipps, wie du dabei am besten vorgehst.

Ratschläge zum ersten Krimi

  • Starte mit einem einfachen Verbrechen

Am besten, du leitest das Verbrechen genau her: Warum ist es geschehen? Wer hat es begangen und aus welchem Grund? War es von langer Hand geplant?

  • Definiere Motiv und Tat und lege eine Zeitleiste für die Ermittlungen an

Welches Ereignis bewegte die Täter:in zur späteren Tat? Wie verhält sich der Täter:in danach (Flucht, Vertuschung, Leugnen der Tat, Verdrängung)? Wie passen Zeugenaussagen ins Bild?

  • Lege das Ermittlerteam fest
    • Polizei: wird zu einem Verbrechen gerufen
    • Privatdetektive: werden angeheuert
    • Amateurermittler: geraten zufällig in ein Verbrechen (z.B. als Zeugen)
    • Oder ermittelt sogar das Opfer? (sofern es nicht um einen Mord geht.)

Gibt es eine Motivation der Ermittler:innen, die über eine berufliche Verpflichtung hinausgeht? So etwas eignet sich, um den Fall für die Protagonisten besonders zu machen. Das kann eine persönliche Verwicklung sein, z.B. ein persönlich Bekannter als Tatverdächtiger; oder auch nur ein Fall an einem Ort, der – unabhängig vom Fall – besondere Bedeutung für die Ermittler:in hat.

  • Mit welchen Indizien, Zeugenaussagen oder Beweisen startet die Ermittlung?

Es bietet sich an, die Spur der Hinweise erst mal ohne falsche Fährten oder Ablenkungen zu plotten. Wenn du weißt, wie der Start und die Auflösung des Falls aussehen, welche aufeinander aufbauenden Hinwiese erforderlich sind, kann man später falsche Fährten und Nebenschauplätze setzen, ohne die Logik der am Ende erfolgreichen Ermittlung zu gefährden.

Plane also zuerst ein einfaches Verbrechen mit klar nachvollziehbarer Ermittlung und spiele diese gedanklich mehrfach durch, bis du dir sicher bist, dass beide Zeitstränge und zentralen Handlungen funktionieren. Wenn du das raushast, kannst du in deinem nächsten Krimi eine raffiniertere Geschichte beleuchten.

5-Akt-Struktur

Du kannst deinem Roman auch eine feste Struktur geben, die ermittlungs- und fallübergreifend ist. Eine Struktur, die sich für Einsteiger ins Krimi-Schreiben besonders eignet, ist die 5-Akt-Struktur:

  1. Prämisse
    Das Setting wird eingeführt; hier kann es sich z.B. um den Alltag und einige Hintergründe zur Ermittler:in handeln; oder um das Alltagsleben in einem kleinen Ort, an dem sich bald schon ein Mord ereignet (eine gute Gelegenheit, um spätere Zeugen oder Verdächtige einzuführen).
  2. Erster Wendepunkt
    Das Verbrechen geschieht bzw. die Ermittler:in wird angeheuert; von diesem Moment an gerät die zuvor geplante Zeitleiste der Ermittlungen ins Rollen.
  3. Mittelpunkt
    Äußere Einflüsse lenken die Ermittlungen in eine unvorhergesehene Richtung; das kann ein Hindernis sein, das den Fortgang erst stoppt, aber durch Bewältigung die Ermittlungen am Ende voranbringt; oder ein Ereignis, das plötzlich ganz neue Hinweise gibt … Ziel ist es, die frühe Phase der Ermittlung, die (z.B. abklappern von Zeugen, durchgehen von Beweisen) in der Regel sehr systematisch ist, durcheinanderzuwirbeln, sie der Kontrolle des Protagonisten zu entreißen etc.
  4. Zweiter Wendepunkt
    Es gibt eine neue Erkenntnis oder eine unbeachtete Spur stellt sich als heiß heraus; hier bietet sich – im Sinne der Spannung – etwa an, das z.B. Zeitdruck aufbaut; Täter:in muss gefunden werden, bevor ein entführtes Opfer stirbt oder ein entwendetes Objekt außer Landes gebracht werden kann.
  5. Höhepunkt
    Die finale Gegenüberstellung: Der Fall wird gelöst, Täter:in überführt und ggf. gestellt, es kommt zu einer finalen Konfrontation.

Wichtig ist, nach dem Höhepunkt sollte sich noch Zeit genommen werden, um einige offene Fragen zu erörtern und gegebenenfalls zu klären. Das betrifft auch Fragen, die am Ende nicht unmittelbar mit dem Fall zu tun haben, aber dennoch die Leser:innen interessieren. Du kannst auch erwähnen, dass sie bis jetzt noch nicht aufgeklärt worden sind, aber lasse deinen Leser:in nicht im Dunkeln tappen.

Fazit

Du siehst, die Planung vor dem eigentlichen Schreiben ist das A & O für einen Krimi. Wenn das Grundgerüst steht, kannst du während des Schreibprozesses immer noch spontane Ideen mit einfließen lassen, denn logischerweise kann man nicht jeden Hinweis oder Dialog schon im Voraus wissen. Gib deinen Romanfiguren einen realistischen nachvollziehbaren Charakter und verstricke dich nicht in zu viele verschiedene Handlungsfälle. Es ist immer gut, ein Ziel vor Augen zu haben!

Der Schlüssel zu einer guten Story ist zum einen ein gut durchdachtes Konzept und zum anderen die Verflechtung des Plots des Verbrechens mit dem der Ermittlungen.

Und selbst beim Krimi gilt: einfach ausprobieren! Wirkt der Fall zu einfach oder banal, lässt er sich z.B. durch falsche Fährten, durch Fehleinschätzungen der Ermittler:innen, Sonderlichkeiten von Nebenfiguren oder Fehltritte der Täter:innen jederzeit komplexer und interessanter machen.

Mit diesen Tricks und Tipps kannst du dich endlich an das Genre Krimi heranwagen! Und vergiss nicht: Jeder fängt einmal klein an! 😉

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