ZwischenZeilen

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Die Zusammenarbeit im Lektorat

Wenn du dich über das Veröffentlichen deines Buches schlaugemacht hast, wirst du auf Autoren-Hilfe-Seiten und – Blogs sicherlich mehrfach über diesen Hinweis gestolpert sein: Gib dein Manuskript ins Lektorat, bevor du es veröffentlichst!

Aber was genau macht ein:e Lektor:in? Wie läuft ein Lektorat ab? Und wo finde ich eine:n passende:n Lektor:in?

In diesem Blogbeitrag geht es nicht darum, die Arbeit von Lektor:innen unter die Lupe zu nehmen, sondern vielmehr darum, dich als Autor:in darauf vorzubereiten, was dich beim Lektorat erwartet, und dir nützliche Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu geben.

Korrektorat und Lektorat – die wichtige Unterscheidung

Bevor du dich auf die Suche nach einem Korrektorat und Lektorat machst, ist es sinnvoll zu klären, was genau in den jeweiligen Arbeitsbereich fällt.

Ein:e Korrektor:in (lat. „corrector“ = „Berichtiger) überprüft dein Manuskript auf formale Fehler. Das beinhaltet grundsätzlich:

  • Rechtschreibung
  • Grammatik
  • Syntax
  • Interpunktion

Viele Korrektor:innen gehen darüber hinaus auch auf Stil und Ausdruck ein.

Im Gegensatz dazu beschäftigt sich das Lektorat größtenteils inhaltlich mit deinem Manuskript. Ein:e Lektor:in (lat. „lector“ = „Leser“) achtet auf:

  • Spannungsbogen
  • Stringenz
  • Logikfehler
  • Darstellung und Entwicklung der Figuren
  • Verständlichkeit
  • Stil und Ausdruck

Ob dein:e Lektor:in auch das Korrektorat deines Textes macht, solltest du vorab klären. Viele Lektor:innen bieten an, nach der inhaltlichen Bearbeitung noch einen Korrekturdurchgang vorzunehmen, andere Lektor:innen bevorzugen es, sich lediglich auf die inhaltliche Bearbeitung zu konzentrieren.

Wie finde ich eine:n Lektor:in?

Vorab solltest du eine wichtige Sache wissen: „Lektor:in“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung! Das bedeutet, dass es keine Ausbildung und kein Studium für diesen Beruf gibt. Theoretisch kann jeder seine Dienste als Lektor:in anbieten. Wenn du also nach Lektor:innen suchst, schau dir an, wie sie zu ihrer Arbeit gekommen sind und welche Bücher sie bereits lektoriert haben. Wenn du keine (ausreichenden) Informationen dazu finden kannst, zögere nicht nachzufragen. Du brauchst keine Angst davor zu haben, damit jemanden zu beleidigen. Freiberufliche Lektor:innen wissen, dass ihr Beruf nicht geschützt ist und dass es aus diesem Grund zu Nachfragen kommen kann.

Wenn du dich so weit wie möglich absichern willst, dass dein:e Lektor:in einen gewissen Standard erfüllt, dann schau dir den Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) an. Alle Verbandsmitglieder müssen nachweisen, dass sie als Lektor:innen tätig sind, und Arbeitsproben einreichen. Auf der Website gibt es auch ein Lektoratsverzeichnis, wo du gezielt nach Lektor:innen suchen kannst. In den Profilen werden der Werdegang, Tätigkeitsschwerpunkt und die Referenzen aufgeführt, sodass du dir ein gutes Bild verschaffen kannst.

Eine weitere Methode, eine:n passende:n Lektor:in zu finden: Sprich mit Autor:innen, die in deinem Genre schreiben, bereits mit Lektor:innen zusammengearbeitet haben und dir eventuell jemanden weiterempfehlen können. Alternativ kannst du im Impressum von Büchern nachschauen, wer sie lektoriert hat.

Woher weiß ich, dass ein:e Lektor:in zu mir passt?

Der wichtigste Tipp, den wir dir zur Lektor:innen-Findung und Zusammenarbeit geben können:

Kommunikation ist das A und O! 

Sprich mit deiner/deinem potentiellen Lektor:in über die Herangehens- und Arbeitsweise, über deine Erwartungen und dein Manuskript. Eine:n passende:n Lektor:in zu finden, ist vergleichbar damit, eine:n passende:n Therapeut:in zu finden – die Chemie muss stimmen. Jede:r Autor:in hat zudem andere Erwartungen und Präferenzen, was den Umfang des Lektorats, die Kommunikation und den Ablauf betrifft: Willst du deine:n Lektor:in bereits beim Plotten des Romans miteinbeziehen? Soll das Lektorat kapitelweise erfolgen, so dass die/der Lektor:in bereits im Schreibprozess in die Handlung eingreifen kann, oder ist es dir lieber, den Roman fertigzuschreiben und zuerst selbst noch mal zu überarbeiten, bevor du ihn an deine:n Lektor:in gibst?

Diese und andere Fragen können leicht in einem Gespräch geklärt werden. Und wenn du dir danach immer noch unsicher bist, kannst du erst mal ein Probelektorat vereinbaren, bevor du dich festlegst. So kannst du anhand eines kurzen Ausschnitts aus deinem Manuskript betrachten, wie die konkrete Lektoratsarbeit aussieht.

Was kostet ein Lektorat?

Oftmals findest du auf Lektoratsseiten Aussagen wie „Preis auf Anfrage / nach Vereinbarung / nach Aufwand / ab x € pro Normseite etc.“. Dass Lektor:innen in den meisten Fällen nicht einfach einen Festpreis nennen, kommt daher, dass der Arbeitsaufwand sehr, sehr stark variieren kann.  Lektor:innen fordern dann eine Leseprobe und (falls vorhanden) ein Exposé an, um sich ein Bild über den Arbeitsaufwand zu machen und einen Preis festzulegen. Preise werden meist pro Normseite angegeben. Als Normseite gelten zwischen 1500 und 1800 Zeichen inklusive Leerzeichen. Sollte dein:e Lektor:in einen Preis pro Normseite nennen, dann frage ruhig nach, wie er/sie die Normseite berechnet. Manche Lektor:innen legen auch Preise auf Stundenbasis fest. Gerade in so einem Fall solltest du dir vorher einen Kostenvoranschlag oder eine andere Form einer schriftlichen Vereinbarung geben lassen, damit du nicht aus allen Wolken fällst, wenn die Rechnung kommt. Auch eine schriftliche Zielformulierung ist bei der ersten Zusammenarbeit sinnvoll.

Die Arbeit kann beginnen

Du hast eine:n passende:n Lektor:in gefunden und ihr habt euch auf den Ablauf, den Zeitrahmen und den Preis geeinigt? Dann kann es losgehen!

Hier kommt wieder unser wichtigster Rat zum Einsatz: Kommunikation! Je mehr Informationen dein:e Lektor:in hat, desto einfacher und besser kann er/sie an deinem Text arbeiten. Hast du Charakterbögen und eine Zusammenfassung deiner Geschichte? Vielleicht sogar ein Exposé? Schicke alle wichtigen Zusatzinformationen an deine:n Lektor:in! Je mehr er/sie über die Handlung, die Figuren und deine Intensionen weiß, desto besser kann er/sie dafür sorgen, dass deine Vision so auch bei den Leser:innen ankommt.

Du hast vor allem mit den Liebesszenen Probleme oder hast Angst, dass der Bösewicht in deinem Thriller zu leicht zu entlarven ist? Sprich deine Bedenken offen an, damit dein:e Lektor:in darauf ein besonderes Augenmerk richten kann! Du kannst auch vor dem Lektorat Kommentare in dein Manuskript einfügen, wenn du dir z. B. bei einer Szene unsicher bist und möchtest, dass dein:e Lektor:in hier genauer hinschaut oder dir Feedback gibt.

Die meisten Lektor:innen arbeiten – wenn nicht anders festgelegt – mit der „Änderungen nachverfolgen“-Funktion, so dass du genau siehst, wo in deinen Text eingegriffen wurde. Im Regelfall werden kleine Änderungen im Stil und Ausdruck direkt im Text gemacht, während Logikfehler, Anmerkungen zu Schwächen in der Handlung oder im Aufbau als Kommentare eingesetzt werden.

Sobald du das bearbeitet Manuskript zurückbekommst, ist ein Gespräch mit deinem/deiner Lektor:in sinnvoll. Geh mit ihm/ihr gemeinsam die größten Schwachstellen und Probleme durch, sprich über die Änderungen und stell Fragen zu Kommentaren oder Kritikpunkten, die dir nicht klar sind! Es wird sicherlich auch mal vorkommen, dass du einer Kritik widersprichst oder einen Änderungsvorschlag nicht umsetzen willst. Erkläre deinem/deiner Lektor:in deinen Standpunkt und gib ihm/ihr die Gelegenheit, das Gleiche zu tun, um so gemeinsam eine Lösung zu finden.

Wie oft das Manuskript dann zwischen dir und dem/der Lektor:in hin und her geht und ihr es überarbeitet, legt ihr gemeinsam fest. Hier können sich zum ursprünglichen Plan auch mal Änderungen ergeben, wenn die Handlung z. B. größere Schwächen hat als erwartet. Plane dementsprechend genug Vorlauf vor der Veröffentlichung für dein Lektorat und deine Überarbeitungen ein.

Zum Schluss noch ein gutgemeinter Rat: Nimm es nicht persönlich!

Oftmals entwickelt sich zwischen Autor:innen und ihren Lektor:innen durch die enge Zusammenarbeit, die vielen Gespräche und die Vertrauensbasis, die durch die gemeinsam gemeisterten Projekte entsteht, eine Freundschaft, die über die Arbeit hinausgeht. Das ist natürlich eine schöne Sache, aber hier ist auch Vorsicht geboten! Du wärst nicht die/der Erste, die/der sich durch die persönliche Beziehung Kritik plötzlich stärker zu Herzen nimmt. Behalte also immer im Hinterkopf, dass dein:e Lektor:in nur ihre/seine Arbeit macht und dass es ihr/ihm ebenso wichtig ist, das Beste aus deinem Buch herauszuholen!


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