Wir freuen uns, dich heute mit unserem erfolgreichen und geschätzten Krimi-Autor Thomas Herzberg bekannt zu machen. Du kennst ihn vielleicht von der Sylt-Krimi-Reihe „Hannah Lambert ermittelt“, die sich seit Jahren auf den Bestsellerlisten herumtreibt! Er nimmt seine Leser:innen mit zu spannenden Fällen, gibt ihnen gerne versteckte Hinweise und umhüllt alles in einem sehr wortgewandten Sprachstil. Lerne ihn als Person näher kennen und nimm dir die guten Self-Publishing-Tipps mit! (Manchmal kann man ihm schon was glauben. 😉)
In typischer Herzberg-Manier ist das Interview nicht nur sehr informativ, sondern auch mit einer ordentlichen Portion Humor gespickt!
Wer bist du denn eigentlich?
Thomas Herzberg – Autor, Schöngeist, Schwätzer.
Wie alt warst du, als du dein erstes Buch geschrieben hast?
Nicht mal 15 … aber dieser erste Versuch ist erfreulicherweise in einer Schublade gelandet und im Verlauf einiger Umzüge verschwunden.
Wie hast du dich dabei gefühlt, als du dein erstes Buch veröffentlicht hast?
Ich habe Ewigkeiten daran geschrieben (ca. acht Tage inkl. Korrektur) und habe die ganze Zeit gehofft, dass sich all die Mühen und Strapazen am Ende auch lohnen. Rückblickend kann ich sagen: Es kamen eine Menge Glück, vielleicht eine halbwegs kluge Vorausschau und viele, viele Leser:innen dazu, die dafür gesorgt haben, dass der Spaß am Ende auch ein bisschen lukrativ wurde.
Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?
Aus der Not heraus. Was sollte ich sonst mit meiner Zeit anfangen?
Warum das Genre Krimi?
Wer vom Schreiben leben oder wenigstens ein bisschen Geld damit verdienen möchte, muss sehr früh eine Entscheidung treffen. Es gibt eben einige Genres, die sehr viel gelesen/gekauft werden, und andere, die ich zwar auch ganz toll finde und gerne darin unterwegs wäre, die sich aber leider nicht lohnen. Mein erstes Buch „Makrobiotisches Kochen für Anfänger“ hat mich da auf den richtigen Weg geführt.
Sind die Figuren rein fiktiv oder sind die Protagonisten angelehnt an Personen aus deinem Leben?
Wenn ich jetzt sage, dass ich meinen Protagonisten in punkto „soziale Inkompetenz“ extrem ähnle, kommt das hier wahrscheinlich nicht besonders gut an. Als Autor bin ich zwangsläufig auf mein Umfeld angewiesen, um daraus Vorlagen zu generieren, die mir beim Schreiben helfen. Ich kenne Menschen wie Wegner, Hannah oder auch Ole. Wenn ich sagen sollte, wem ich am meisten ähnle, dann würde ich mich natürlich für Wegner entscheiden. Ich mag es nicht, wenn Menschen sich selbst zu wichtig nehmen, bin ein Gerechtigkeitsfanatiker, liebe Tiere und stehe mir in der Regel selbst am meisten im Weg. Ich habe aber weder Dienstmarke noch Schusswaffe – das ist wahrscheinlich auch besser so.
Und jetzt sei gespannt auf seine Self-Publishing-Tipps!
Hast du Tipps für Autor:innen, die gerne als Self-Publisher bei BookRix veröffentlichen wollen?
Oha … das könnte jetzt sehr umfangreich werden. Ich versuche es mal einigermaßen zu strukturieren.
- Mach nicht den dritten Schritt vor dem ersten: Konzentriere dich erst mal aufs Schreiben. Wenn dein Schätzchen fertig ist, kümmere dich um die Vermarktung.
- Beim Schreiben immer dran denken: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
- Für den nächsten Kommentar werde ich wahrscheinlich wieder ordentlich Keile einstecken müssen – aber was soll’s: Sieh dich nicht als Künstler.
Sieh dich als Arbeiter, als Dienstleister, als Wünscheerfüller. Schreiben ist harte Arbeit. Wie bei jeder anderen Arbeit hängt auch hier der Erfolg vom Einsatz, dem Handwerkszeug und viel Arbeitszeit ab. Wer darauf wartet, dass ihn die Muse knutscht, wird in der Regel lange warten müssen. Und wer nur schreibt, wenn ihm gerade nach Schreiben zumute ist, wird nicht viel zu Papier bringen.
- Schau dir ab, wie es die anderen machen. Aber bitte nicht von mir! 😊 Ein selbstgemaltes Cover, ein Klappentext zum Davonlaufen und ein Buchsatz, der deine Leser:innen zum Verzweifeln bringt, werden dir langfristig wahrscheinlich nicht helfen.
- Bei täglich bis zu 300 neuen Titeln musst du irgendwie aus der Masse herausstechen. Konzentriere dich auf deine Stärken. Bei Schwächen, von denen du weißt, können dir häufig Außenstehende helfen. Falls diese Helfer Geld kosten, musst du dir im Vorweg überlegen, wie viel du investieren kannst/willst.
- Ob sich dein erstes Buch verkauft oder nicht, hat kaum etwas mit dessen Inhalt zu tun. Es geht um den ersten Eindruck, für den man keine zweite Chance bekommt. Anders ist es bei deinem zweiten Buch, da kann dir das erste zu zusätzlichen Verkäufen verhelfen … oder nicht.
- Schraube deine Erwartungen grundsätzlich nicht zu hoch.
- Lerne von Rezensionen, insbesondere von den negativen.
- Dort oben steht, dass ich auch noch irgendwas über BookRix sagen soll. In meinem Fall ist das ganz einfach und keineswegs mit Lobhudelei verbunden: Ohne BookRix (und alle, die sich in dem verrückten Haufen um mich kümmern) wäre ich nie dort, wo ich heute bin. Vor allem habe ich es mit BookRix-Hilfe geschafft, nicht nur bei Amazon, sondern auch in vielen anderen Shops recht erfolgreich zu werden. Dieser Weg ist zweifellos ein Stück länger, aber er lohnt sich.
- Last, but not least: Hör niemals auf das, was dir der Herzberg übers Schreiben erzählt 😊
Was tust du bei einer Schreibblockade?
Kenne ich nicht. Schreiben ist Arbeit (siehe oben). Eine Kassiererin im Supermarkt, eine Krankenschwester oder ein Lkw-Fahrer werden ja auch nicht gefragt, ob sie heute Lust zum Arbeiten haben.
Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten?
Zwischen 07:00 und 14:00 Uhr. Danach ist (auch körperlich) die Luft raus.
Dein perfekter Schreibtag?
70.000 Anschläge und unter dem Buch steht „Ente“ (steht bei mir immer, solange es nicht fertig ist). Zum Feierabend überrascht mich eine 25-jährige Blondine, die vor der Tür steht und unbedingt von mir wissen will, wie das mit dem Schreiben so funktioniert …
Der Herzberg ist schon so ein Spaßvogel. Dann hoffen wir mal seiner Frau zuliebe, dass sich keine Blondine für das Krimi-Schreiben interessiert, und gehen zu einem weiteren spannenden Thema über: Seine ersten Male …
Erzähl über deine Anfänge.
An meine ersten drei oder vier Lebensjahre kann ich mich nicht erinnern. Danach war es, als ob …
Okay. Wahrscheinlich ist hier die Schreiberei gemeint. Ich habe zufällig etwas übers Self-Publishing gelesen und fand die Idee und die Möglichkeiten an sich interessant. Ich halte den Verlagsbereich insgesamt für veraltet/verstaubt und in seiner ursprünglichen Art sehe ich ihn als überholt an. Die Entscheidungen werden von Leserinnen und Lesern getroffen. Wenn sich also etwas gut verkauft – was man selbst nicht nachvollziehen kann –, muss es dafür gute Gründe geben. Wenn sich etwas nicht verkauft, gibt es dafür übrigens auch Gründe …
Wie war:
- Das erste Mal Top 10. Mir ist heute noch schwindelig vom Schampus
- Das erste Mal Sylt. Ich war zwölf und in einem Zeltlager untergebracht. Habe am zweiten Abend mein ganzes Geld beim Pokern verloren. Meine Mutter war ziemlich sauer, als ich so schnell Nachschub angefordert habe.
- Das erste Mal Vertonung: Das Thema „Hörbücher“ steckt für mich noch in den Kinderschuhen. Vielleicht brauche ich noch etwas, bis die richtige Faszination von mir Besitz ergreift
Dein Weg vom Self-Publishing zum Verlag?
Das ist für mich kein Unterschied, die Grenzen verlaufen bei meinen Verlagen erfreulicherweise fließend.
Warum hast du den Weg des Self-Publishing gewählt?
Weil einfach kein Verlag mein makrobiotisches Kochbuch haben wollte. Verstehe bis heute nicht, warum 😊
Wir können es auch nicht nachvollziehen. Aber er sagte ja selbst, vielleicht hat es ja so sein sollen! So konnte er als Self-Publisher die Karriereleiter heraufsteigen. Aber jetzt genug zum Autorenleben! Wie ist der gute Mann denn privat so drauf?
Wie würde deine Frau dich beschreiben?
Gutaussehend, eloquent … ein sensationeller Liebhaber. Ich frage mich nur, warum sie mir ständig Tiernamen gibt und die Tiere von Jahr zu Jahr größer werden.
Wie würde deine Tochter dich beschreiben?
Wahrscheinlich als Idioten. Damit muss man als Vater wohl leben.
Wie würde deine Autorenbetreuerin dich beschreiben?
Anstrengend, eine Nervensäge … aber wenigstens bringt er ein paar Euronen rein.
(Anmerkung der Autorenbetreuerin: Die sarkastischen E-Mails gleichen jegliche Anstrengung aus, selbst wenn nur ein paar Euros rumkommen 😉 )
Wie sah dein Leben vor dem Autoren-Dasein aus?
Besser 😊
Dein Lieblings-Buch?
„Das letzte Gefecht“ von Stephen King.
Wenn du nicht gerade am Schreiben bist, was machst du dann?
Es gibt tatsächlich noch etwas anderes als die Schreiberei? Ich mache relativ viel Sport (um vielleicht doch noch das Rentenalter zu erreichen). Ich lese, koche gerne und bin ein Serienjunkie.
Wie hat das Schreiben dich verändert?
Neben Rückenschmerzen brauche ich jedes zweite Jahr eine neue Brille. Schreiben ist ein einsames Handwerk. Wer ernsthaft sein Geld damit verdienen will, muss sich darüber im Klaren sein. Und wer nach Bekanntheit, Ruhm, Anerkennung, Jubelschreien oder dem Nibelungenschatz sucht, sollte sich lieber gleich für eine Karriere als YouTuber, Instagrammer, Food-Blogger oder männliches Aktmodell entscheiden. Letzteres wollte ich übrigens immer werden, aber das ist an Dingen gescheitert, über die ich hier nicht sprechen möchte.
Auch wenn wir es sehr bedauern, dass es mit seiner Wunschkarriere als Aktmodell nicht geklappt hat, sind wir umso glücklicher, dass wir uns an seinen spannenden Krimis erfreuen können!
Vielen Dank, lieber Thomas, für das unterhaltsame Interview, deine ehrlichen Antworten und die guten Self-Publishing-Tipps! Vielleicht begeisterst du uns in Zukunft nicht mehr nur mit deinen Krimis, sondern auch mit Komödien! 😉